- Geschäftsführer der Stainzer Molkerei - der beliebtesten Marke der Steiermark

Er lenkt seit Jahren die Geschicke der Stainzer Molkerei. Unter ihm wurde die Stainzer Milch zur beliebtesten Marke der Steiermark. Er sieht in der Einführung der LKW-Maut einen Wettbewerbsvorteil für sein Unternehmen! ....

Die Molkerei Stainz wurde 1928 von weststeirischen Milchbauern gegründet, um die eigene Milch zu sammeln, zu verarbeiten und zu vermarkten. In der heutige Form entstand sie aus einer Fusion der Molkereigenossenschaften Stainz und Leibnitz/Mureck. Sie ist zu 100 % im Eigentum von knapp 800 Milchbauern, die täglich rund 80.000 Liter Milch an die Molkerei liefern. Die Molkerei beschäftigt 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wurde von der Arbeiterkammer als eines von sechs steirischen Unternehmen im Rahmen der Aktion FAIR WORK als "besonders mitarbeiterfreundliches Unternehmen" ausgezeichnet.

Direktor Otto Leitgeb lenkt die Geschicke der Stainzer Molkerei seit einigen Jahren auf einem Weg, der konträr zu vielen Trends ist: "Wir praktizieren das Gegenteil einer globalen Wirtschaft: wir verwenden als Rohstoff ausschließlich Milch aus der Steiermark, wir erzeugen alle Produkte in Stainz und wir vermarkten unsere Produkte in der Steiermark. Das unterscheidet uns von steirischen Mitbewerbern in der Molkereibranche, die ihre Produkte in ganz Österreich bzw. zum Teil auch im Ausland vermarkten".

Der Grundstein für diesen Kurs wurde 1995 gelegt, als mit dem Beitritt zur Europäischen Union der Milchmarkt liberalisiert wurde und die Regelung, dass Milch nur dort verkauft werden durfte, wo sie gesammelt wurde, obsolet wurde. Damals sahen viele Molkereien keine Perspektive mehr für die Zukunft und es wurde auch von der Stainzer Milch erwartet, zuzusperren oder zu fusionieren. Die Eigentümer haben aber die Entscheidung getroffen, nicht zuzusperren, sondern sich dem Wettbewerb zu stellen und voll auf Qualität zu setzen. Zehn Jahre später ist die Rechnung aufgegangen: die Stainzer ist noch vor Gösser und Puntigamer die beliebteste Lebensmittelmarke in der Steiermark und die Milch wird in der ganzen Steiermark abgesetzt. Direktor Leitgeb dazu: "Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir nur einen regionalen Markt bearbeiten müssen. Das bedeutet, dass wir die Werbung für unsere Produkte auf die Steiermark beschränken können, es erspart uns hohe Transportkosten - die um so größer werden, je weiter man die Produkte transportiert und wir haben auch im Hinblick auf die Produktqualität einen Frischevorteil gegenüber den Mitbewerbern." 2004 wurden ungefähr fünfmal so viele Produkte erzeugt und verkauft wie vor dem EU Beitritt und das vor dem Hintergrund, dass seit dem Beitritt zur Europäischen Union jede zweite Molkerei geschlossen wurde.

Auch die Eigentümerstruktur als Genossenschaft bietet der Molkerei einen Vorteil. "Unsere Eigentümer, die aus dem bäuerlichen Bereich kommen, sind aufgeschlossener gegenüber einem längerfristigen, nachhaltigen Wirtschaften als Aktionäre, die für ihr eingesetztes Kapital möglichst schnell den optimalen Ertrag bekommen wollen. Wir überlegen uns bei allen Maßnahmen, die in die Zukunft gerichtet sind, ob sie Vorteile für unsere steirischen Milchbauern bringen oder ob dahinter nur ein kurzfristiger Markterfolg zu erwarten ist. Aus diesem Grund sind wir bei vielen Trends und Wellen nicht dabei, weil wir sie immer prüfen und uns fragen, ob dieser Trend einen Bestand haben wird und ob es ihn in zwei Jahren noch geben werde" führt Leitgeb die Langfristigkeit der Planung aus. Auf ein Beispiel hin befragt meint Leitgeb, dass es neun von zehn heute so gepriesenen Wellness-Produkten im nächsten Jahr schon nicht mehr im Regal geben werde: "Wir konzentrieren uns auf Produkte, die einen Kundennutzen haben, der auch in fünf oder in zehn Jahren noch relevant sein wird."

Die Konzentration auf die Steiermark bringt mit sich, dass politische Maßnahmen wie die Einführung der wegeabhängigen LKW-Maut für die Stainzer Molkerei einen Wettbewerbsvorteil darstellen, der laut Leitgeb in Zukunft noch größer wird: "Die Kosten des Warentransportes werden in Zukunft noch steigen. Sei es der Preis des Diesels, das Mautsystem oder politische Maßnahmen, die kommen werden, um die stärker werdende Verkehrslawine einzudämmen."

Die Stainzer Molkerei gehört zu jenen Unternehmen, die ihre Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und gegenüber der Gesellschaft wahrnehmen. Das Unternehmen wurde im Rahmen der Aktion FAIR WORK als "besonders mitarbeiterfreundliches Unternehmen" ausgezeichnet. Leitgeb dazu "Es ist nicht so, dass wir jeder Mitarbeiterin oder jedem Mitarbeiter jeden Wunsch erfüllen können. Aber sehr positiv wurde von den Mitarbeitern in einer Umfrage der Arbeiterkammer bewertet, dass bei der Gestaltung ihres Arbeitsbereiches ihre Wünsche so weit wie möglich berücksichtigt werden und dass wir auch bei den Arbeitszeiten - so weit es möglich ist - auf die Wünsche der Mitarbeiter eingehen." Außerhalb des Unternehmens werden Einrichtungen wie das & ouml;kosoziale Forum oder Projekte der Caritas unterstützt. "Auch wenn unsere Mittel beschränkt sind, wollen wir Initiativen fördern, mit denen wir uns verbunden fühlen. Die Ziele des ökosozialen Forums sind fast identisch mit unseren Unternehmenszielen. Es liegt daher nahe, dass wir das ökosoziale Forum unterstützen und uns dort auch immer wieder Ideen und Anregungen holen. Auch die Caritas versuchen wir, soweit wir das eben können, in ihren Bemühungen zu unterstützen."

In Richtung Nachhaltigkeit befragt erläutert Leitgeb: "Nachhaltigkeit bedeutet für uns in der Molkerei Stainz, dass wir uns auf Projekte konzentrieren, die nicht auf einen kurzfristigen Erfolg ausgerichtet sind, sondern auch in zehn Jahren noch für das Unternehmen und die Milchbauern von Bedeutung sind."

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