- Prinzip der Zukunft oder ein weiteres Modewort? / Vortrag für das Forum Glaube - Wissenschaft - Kunst der Katholischen Aktion Steiermark, gehalten am Dienstag, 20. Jänner 2004, 20.00 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren!

Zuerst einmal möchte ich mich sehr herzlich für die Möglichkeit bedanken, heute diesen Vortrag zum Thema "Nachhaltigkeit - Prinzip der Zukunft oder ein weiteres Modewort?" zu halten.

 

Folie Aufbau des Vortrags

Ich möchte Ihnen in der nächsten Stunde diesen Begriff näher bringen und Wege aufzeigen, wie man nachhaltiger leben kann. Zuerst erkläre ich, was man unter Nachhaltigkeit versteht. Danach zeige ich Ihnen, wie ein nicht nachhaltiger Lebensstil aussieht, gehe kurz auf die Situation der Welt ein und stelle Ihnen Mosaiksteine der Nachhaltigkeit vor.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit dem Begriff Nachhaltigkeit geht, aber ich habe den Eindruck, dass er vielfältig und zum Teil verwirrend verwendet wird.

 

Folie "Nachhaltig ist...."

Ich habe in den letzten Wochen versucht, Nachhaltigkeitsbegriffe zu sammeln. Dazu gehören:

Österreichische Nachhaltigkeitsstrategie, Nachhaltigkeitsaudit, Nachhaltigkeitsprozess, Nachhaltige soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeitsverhalten, Nachhaltiger Wirtschaftsstandort, Nachhaltige Lösungen, Nachhaltige Technologien, Nachhaltiges Wirtschaften, Nachhaltige Abfallwirtschaft, Nachhaltige Waldwirtschaft, Nachhaltige Produkte, Nachhaltige Produktion, Nachhaltiger Tourismus, Nachhaltige Tourismusentwicklung, Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen, Nachhaltige Forstwirtschaft, Nachhaltiger Verkehr, Nachhaltige Verkehrssystem

 

Folie "Mein persönlicher Zugang zur Nachhaltigkeit"

Wie bin ich überhaupt zur Nachhaltigkeit gekommen? Ich bin von meiner Ausbildung her Techniker. Ich habe in Graz Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau studiert und bin zu diesem Studium über ein Referat gestossen, dass ich in der Maturaklasse über Kern-energie gehalten habe. Ich entschloß mich zu diesem Studium, weil ich überzeugt war, dass man das, was man ablehnt, auch fundiert kennen soll. Mein erster Schwerpunkt war die Energiewirtschaft, meine Diplomarbeit habe ich über das Umweltmanagement in einem Kärntner Industriebetrieb geschrieben. Die Diplomarbeit war eine der ersten Arbeiten in diesem Bereich und wurde unter anderem mit dem Jugendpreis der Ersten Österreichischen Sparkasse ausgezeichnet. Während meiner Assistententätigkeit betreute ich Diplom- und Projektarbeiten im Energie- und Umweltbereich, meine Dissertation schrieb ich über ökologische Produktgestaltung. Ehrenamtlich bin ich seit Jahrzehnten in der Solidarität mit Lateinamerika engagiert, hauptberuflich war ich nach der UNI-Zeit eineinhalb Jahre im Rahmen der multilateralen Entwicklungszusammenarbeit bei den Vereinten Nationen. Dem folgten fünf Jahre als Generalsekretär der Katholischen Aktion Steiermark. In dieser Zeit arbeitete ich eineinhalb Jahre im Föhrenbergkreis mit, einem think-tank der Industriellenvereinigung, wo wir uns dem Thema "Nachhaltiger Konsum" widmeten. Mir wurde klar, dass Nachhaltigkeit das Thema ist, dem ich mich intensiver widmen möchte. Mit dem Auslaufen meines Vertrages bei der Katholischen Aktion überlegte ich, ob ich gleich den Schritt in die Selbständigkeit wagen oder noch einen Zwischenschritt einlegen sollte. Ich legte einen Zwischenschritt in einer Grazer Werbeagentur ein und baute dort den Bereich Unternehmensberatung auf. Sehr schnell wurde mir aber klar, dass ich mich damit von meinen "Herzthemen" immer weiter entfernte und so wagte ich mit 1. Februar 2003 den Schritt in die Selbständigkeit. Meine Tätigkeit gruppiert sich um die drei Schwerpunkte Nachhaltigkeit, Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit.

 

Folie Nachhaltigkeit ist

Wenn wir in ein Lexikon aus dem Jahr 1995 blicken, dann suchen wir den Begriff vergeblich. Trotzdem ist der Begriff Nachhaltigkeit schon relativ alt. Er stammt aus der Forstwirtschaft und wurde um ca. 1700 vom Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz definiert. Ausgehend von einer Verknappung der Holzvorräte definierte er Nachhaltig dahingehend, dass nur soviel Holz aus einem Wald pro Jahr geschlagen werden darf, wie in einem Jahr nachwächst. Oder anders ausgedrückt: dass man von den Zinsen des Waldes leben soll und nicht von seinem Kapital.

Noch deutlicher wird der Begriff, wenn man ihn mit einem Sparbuch vergleicht: Verbraucht man nur das, was jährlich an Zinsen anfällt, kann man theoretisch unendlich lang von den Zinsen des Sparbuchs leben. Verbraucht man aber mehr als die Zinsen, so wird auch das Kapital verbraucht: jedes Jahr gibt es weniger Zinsen und irgendwann ist auch das Sparbuch zur Neige gegangen.

Auf den ersten Blick sieht es aus, als ob wir damit jedes Jahr den gleichen Geldbetrag zu Verfügung hätten. Dem ist aber nicht so: die Zinsen ändern sich mit der Entwicklung des Weltmarktes, plötzlich kommt die Regierung auf die Idee, eine Zinsertragssteuer ein- oder anzuheben, und nicht zuletzt durch die Inflation ist der Betrag, der zur Disposition steht, weniger wert geworden. Aus dem einfachen Beispiel "Zinsen eines Sparbuches" ist das komplexe System "jährlicher Zinsertrag" geworden.

Richtig bekannt wurde der Begriff Ende der achtziger Jahre, als die norwegische Minister-prä-sidentin Gro Harlem Brundtland den Vereinten Nationen ihren Bericht "Our common Future - unsere gemeinsame Zukunft" vorlegte. Dieser Bericht erläutert nachhaltige Entwicklung als eine Entwicklung, bei der auch zukünftige Generationen die gleichen Chancen auf die Gestaltung ihres Lebens haben, wie wir sie gehabt haben.

 

Folie Brundtland-Modell

In diesem Bericht werden auch die drei Säulen oder Bereiche der Nachhaltigkeit definiert. Es sind dies der ökonomische, der ökologische und der soziale Bereich.

 

Folie Nachhaltigkeit = Zukunftsfähigkeit

An diese drei Säulen bzw. Bereich hängt sich auch die Definition an, die in Deutschland getroffen wurde. Hier spricht man vom Schutz der Ökosphäre, einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung und einer gerechten Verteilung der Lebenschancen.

 

Folie Internationale Schritte zur Nachhaltigkeit

Seit der Veröffentlichung dieses Berichtes hat der Begriff Sustainability, der im Deutschen mit Nachhaltigkeit oder Zukunftsfähigkeit übersetzt wird, an Bedeutung gewonnen. 1992 wurde bei der UNO-Konferenz "Umwelt und Entwicklung" in Rio de Janeiro das Aktionsprogramm Agenda 21 verabschiedet. Ihm folgten die EU-Konferenz von Kopenhagen und viele weitere Initiativen auf nationaler und lokaler Ebene.

Auch die österreichische Bundesregierung hat im April 2002 eine österreichische Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung beschlossen.

 

Folie Österreichische Strategie

In der österreichischen Strategie werden vier Handlungsfelder mit je fünf Leitzielen definiert. Die Handlungsfelder sind "Lebensqualität in Österreich", "Österreich als dynamischer Wirtschaftsstandort", "Lebensräume Österreichs" und "Österreichs Verantwortung". Leitziele sind beispielsweise "Korrekte Preise für Ressourcen und Energie" (LZ 8) und "Nachhaltigkeitsunion Europa" (LZ 20). Soweit möglich wurden auch Indikatoren zur Überprüfung der Entwicklung definiert.

In einem Anhang werden ersten Schritte und innovative Beispiele angeführt, mit denen aufgezeigt wird, was in Österreich bereits in Richtung Nachhaltigkeit passiert.

Die österreichische Strategie für Nachhaltige Entwicklung ist sehr unterschiedlich in ihrer Qualität. Zum Teil sind in ihr wirklich gute und zukunftsorientierte Ansätze vorhanden, zum Teil wurden aber auch bestehende Programme der einzelnen Ministerien mit dem Mascherl "Nachhaltigkeit" versehen und neu veröffentlicht.

 

Folie Die Welt ist noch nicht nachhaltig

Die Welt, wie sie sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts zeigt, ist noch nicht nachhaltig:

  • 1,2 Mrd. Menschen haben weniger als 1 US-$ pro Tag zum Überleben
  • Die 360 $-Milliardäre sind so reich wie die ärmsten 2,5 Mrd. Menschen
  • Das Vermögen von Bill Gates ist so groß wie das BSP der 31 ärmsten Länder der Welt zusammen
  • 100.000 Menschen sterben täglich an Hunger, 1,6 Mrd. Menschen sind weltweit unterernährt
  • weltweit gibt es 27 Mio. Sklaven & Zwangsarbeiter
  • Rund 300.000 Kinder waren in den 90'ern Kindersoldaten
  • 100 Mio. Kinder leben und arbeiten auf der Straße
  • 250 Mio. Kinder zwischen 5 und 14 Jahren müssen arbeiten
  • Rund 90 Mio. Kinder gehen nicht zur Grundschule

 

Folie "Die Welt ist noch nicht nachhaltig "

An dieser Grafik läßt sich ablesen, dass die Umweltbelastung weltweit ungleich verteilt ist und die Frage von Stephan Schmidheiny berechtigt ist, ob nachhaltige Entwicklung nicht zuerst einen Verzicht bei uns nach sich ziehen muß. Auf der linken Seite finden Sie die Umweltbelastung, wie 1000 Deutsche sie pro Jahr ausüben, auf der rechten Seite die Belastung, die der gleichen Anzahl an Menschen in einem Entwicklungsland stammt.

 

Folie "Prinzipien der Nachhaltigkeit"

Nachhaltigkeit wird oft als Grundprinzip oder Vision bezeichnet. Ich will kurz auf die Grundprinzipien eingehen, die in der Österreichischen Strategie angeführt werden:

  • Das Vorsorgeprinzip umsetzen bedeutet, die Auswirkungen unseres Handelns auf zukünftige Generationen zu beachten und so gering wie möglich zu halten.
  • Die Vielfalt erhalten geht davon aus, dass vielfältige Strukturen in welchem Bereich auch immer wesentlich krisensicher und stabiler sind als Monokulturen.
  • Integrative Lösungen anstreben setzt voraus, dass immer mehr als eine Kom-po-nente berücksichtigt wird, im Sinn der Nachhaltigkeit bedeutet dies, dass die soziale, ökologische und ökonomische Komponente berücksichtigt werden.
  • Raum für Innovationen schaffen bedeutet, dass Wert auf Selbstorganisation und Innovationsfähigkeit gelegt wird.
  • Gerechtigkeit und Solidarität vorleben wird auf lokaler und internationaler Ebene gesehen, aber auch zwischen den Generationen und Geschlechtern.
  • Wissen und Wollen stärken setzt voraus, dass die Köpfe und Herzen der Menschen für den Prozeß der Nachhaltigkeit zu gewinnen sind.
  • Qualität und Gesundheit sichern umfaßt motivierende Arbeitsplätze, qualitatives Wachstum und Zeitwohlstand.
  • Regionalität und Subsidiarität fördern geht davon aus, dass auch die regionale und kommunale Ebene gestärkt werden.
  • Lokale Identitäten stärken ist der Gegenpol zur Globalisierung, indem man auf die Stärkung des Brauchtums und die lokale Identität setzt.
  • Partizipation und Vernetzung unterstützen schafft bessere Entscheidungs-quali-täten durch die Beteiligung von Betroffenen.
  • Klar gesetzte Signale erhöhen die Planungssicherheit für alle Beteiligten.
  • Effizienz und Effektivität durch Kostengerechtigkeit erreichen bedeutet, dass externe Kosten wie beispielsweise im Umweltschutz internalisiert werden und dadurch eine Kostenwahrheit erreicht wird.
  • Weiterentwicklung und permanentes Lernen garantieren versteht sich als dynamischer Prozess.

Wir können zsuammenfassen, dass Nachhaltigkeit sehr auf die Stärkung des Systems setzt und damit einen integrativen Ansatz verfolgt.

 

Folie "Gro Harlem Brundtland"

Wir haben jetzt ein paar Erläuterungen der Nachhaltigkeit gehört, was ist aber nicht nach-haltig? Ich rufe dazu nochmals die Definition von Gro Harlem Brundtland in Erinnerung. Sie sagt: "Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation berücksichtigt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen einzuschränken, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen".

 

Folie "Wann agieren wir nicht nachhaltig?"

Demzufolge ist folgendes Verhalten nicht nachhaltig:

  • Orientierung in der Politik an kurzfristigen Zielen, das heißt an Zielen, die über eine Wahlperiode und damit die Wiederwahl nicht hinausgehen.
  • Fixierung auf Quartalsergebnisse in der Wirtschaft, um damit "gute Börsenkurse zu erkaufen" statt sich an langfristigen Zielen wie Kundenzufriedenheit und Innovation zu orientieren.
  • Eine "hinter mir die Sintflut"-Mentalität, in der uns egal ist, wie wir die Erde unseren Kindern und Kindeskindern überlassen und in der es um eine Genußmaximierung in möglichst kurzer Zeit geht.
  • Eine Lebenseinstellung, die auf den letzten modischen Schrei wert legt und Kleidung und Schuhe nach kürzester Zeit in den Mülleimer wirft, obwohl sie noch getragen und benutzt werden können.
  • Eine egoistische Einstellung, die privat wie beruflich über Leichen geht

 

Folie "Mosaiksteine der Nachhaltigkeit"

Ich möchte jetzt ein paar Mosaiksteine skizzieren, die meiner Meinung nach Elemente eines nachhaltigen Lebensstils sind und die aufzeigen, was jeder einzelne und was wir als Gesellschaft tun können, um nachhaltiger zu werden.

Es sind dies:

  • das Konsumverhalten
  • Haushalt und Wohnen
  • das Mobilitätsverhalten
  • Sparen und Investment
  • der Lebensraum Gemeinde
  • das nachhaltige Wirtschaften und
  • abschließend die Frage, was die Kirchen mit Nachhaltigkeit zu tun haben.


Folie "Mosaikstein Konsumverhalten"

Als ersten Mosaikstein möchte ich das Konsumverhalten skizzieren, das jeder nachhaltiger gestalten kann.

"Qualität statt der Quantität" bzw. in anderen Worten "Genuß statt Masse" bedeutet beispielsweise, dass man sich für hochwertige und qualitative Produkte entscheidet statt für billige Massenprodukte. Beim Essen kann dies bedeuten, dass man seltener Fleisch ißt und dafür Qualitätsfleisch konsumiert, das in der Steiermark beispielsweise unter den Markennamen Porki für Schwein bzw. Almö für Rindfleisch verkauft wird. Ein Beispiel, das ich seit Jahren immer wieder bringe, ist meine Füllfeder, ein Montblanc Meisterstück. Ich habe sie vor mehr als fünfzehn Jahren gekauft und passe auf diese Feder besonders auf. Ich habe sie auch schon reparieren lassen und es ist für mich jedesmal ein Genuß, damit zu schreiben.

 

Folie "Fleischkonsum"

Ein zweiter Punkt ist die Frage des Fleischkonsums. Weniger Fleisch ist zum einen gesünder und zum zweiten nachhaltiger als der Fleischverbrauch, den wir im Augenblick haben. Was meine ich damit? Ich möchte Ihnen eine Abbildung präsentieren, die den Energieeinsatz in der Lebensmittelproduktion aufzeigt. Dabei wird gezeigt, wieviel Kalorien benötigt werden, um eine Kalorie eines Lebensmittels zu produzieren. Was lesen wir aus dieser Abbildung heraus? Wir sehen, dass die "herkömmlichen" Produktionsmethoden deutlich weniger Energie benötigen, als die Intensivlandwirtschaft. Damit sind Eier aus der Freilandwirtschaft oder Fleisch aus der Freilandhaltung energe-tisch deutlich interessanter als Produkte, die durch Intensivlandwirtschaft produziert werden. Was wir auf dieser Abbildung aber nicht sehen, was aber in den Werten enthalten ist, ist die Herkunft und Verarbeitung des Futtermittels für die Intensivland-wirt-schaft. In vielen Fällen sind es Sojabohnen, die in Amerika in Intensivlandwirtschaft produziert werden oder in Ländern der Dritten Welt als sogenannte Cash-Crops angebaut werden. Sie sind Exportprodukte, die Anbauflächen für die dortigen Kleinbauern zunichte machen. Eine Reduktion des Fleischkonsums, ein Umstieg auf Bio-Produkte und Produkte aus der näheren Umgebung - Stichwort Steirischer Apfel statt Neuseeland-Kiwi - bringt eine Verbesserung der Energiebilanz mit sich.

Ein weiterer Einflußfaktor ist die Wahl von Saisonprodukten aus der näheren Umgebung statt dem Import aus Südafrika und Südamerika. Der freie Welthandel führt mit sich, dass Produkte über 10.000 km mit Luftfracht zu uns transportiert werden oder halbreif geerntet und danach unter Anwendung von Chemikalien für den langen Transport auf See haltbar gemacht werden. Hier haben wir als Konsumenten mit unserer Kaufent-schei-dung eine große Macht, denn es macht einen Unterschied, ob wir im Winter frische Erdbeeren essen oder einen steirischen Apfel, der nicht über tausende Kilometer transportiert werden muß und uns den selben Vitaminstoß gibt! Für mich ist es ein positives Zeichen, dass vor allem die mit Hauben und Punkten ausgezeichneten Köche sehr viel Wert auf die regionale und saisonale Küche legen.

Zwei Produkte möchte ich nun herausstreichen, die aus meiner Sicht besonders nachhaltig sind. Es sind die fair-trade Produkte und als naheliegendes Beispiel die Produkte der Stainzer Molkerei.

 

Folie "Beispiel Stainzer Molkerei"

Die Stainzer Molkerei stand vor eineinhalb Jahrzehnten vor der Schließung, weil sie für die damalige Milchgenossenschaft zu klein und zu unwirtschaftlich war. Die Milch aus der Region hätte in einen zentralen Milchhof in der Obersteiermark transportiert und dort verarbeitet werden sollen. Vor diesem Hintergrund übernahmen die Bauern als Genossenschaft die Molkerei, setzten auf Qualität und bauten die Marke "Stainzer Milch" auf. Die Qualitätsstrategie ist aufgegangen und die Stainzer Produkte sind bei Konsumententests ständig unter den Siegern. Aus meiner Sicht ist die Stainzer Molkerei ein gelungenes Beispiel für Nachhaltigkeit: durch die Übernahme durch die Bauern konnten die Einkünfte der Bauern gesichert werden - in der Zwischenzeit liefern knapp 900 Milchbauern ihre Milch an die Molkerei. Durch den Fokus auf Qualität statt Masse werden Produkte erzeugt, mit denen auch ein höherer Ertrag erwirtschaftet wird und aus ökologischer Sicht ist vor allem zu bemerken, dass die Transportwege sehr kurz sind. Es wird Milch aus der unmittelbaren Umgebung verarbeitet, die täglich abgeholt wird. Es ist wesentlich weniger Transportleistung auf dem Fertigprodukt als bei (Milch-)Produkten, die beispielsweise aus Norddeutschland kommen.

Aber auch der die Bemühungen im Betrieb zeigen Früchte. Als eines von sechs steirischen Unternehmen wurde die "Stainzer Milch" im Rahmen der Aktion FAIR WORK als "besonders mitarbeiterfreundliches Unternehmen" ausgezeichnet.

 

Folie "An fairem Handel profitieren die Richtigen"

Das zweite Beispiel stellen die sogenannten fair trade Produkte dar. Durch das Ausschalten des Zwischenhandels und durch die Bezahlung eines höheren Preises an die Kooperativen und Produzenten in Lateinamerika, Afrika oder Asien kann diesen Menschen ein fairer, ein gerechter Preis für Ihre Produkte bezahlt werden. Fair trade Produkte tragen ein Gütezeichen und es gibt sie in der Zwischenzeit nicht mehr nur in Weltläden und in pfarrlichen Dritte Welt-Ecken, sondern auch bei Spar, Adeg und anderen Lebensmittelhändlern. Es gibt von Kaffee, Kakao, Schokolade, Bio-Bananen, Tee und Gewürzen eine Vielzahl von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln, die zu mehr Gerechtigkeit beitragen.

 

Folie Situation der Kaffeearbeiter in Guatemala

Ich war im Oktober mit einem Kamerateam in Guatemala unterwegs und wir haben einen Genossenschaft besucht, die Fairtrade Kaffee nach Europa verkauft. Vor fünf Jahren wurde der Fairtrade-Kaffee von den Bauern um $ 187,-- pro Sack gekauft, der Weltmarktpreis betrug damals $ 180,--. Heute zahlt fair-trade den Bauern $ 126,-- pro Sack, der Weltmarktpreis ist auf $ 60,-- gesunken. Wir haben auch Landarbeiter auf einer Kaffeefinca besucht, die aufgrund der weltweiten Kaffeekrise die Produktion eingestellt hat. Die Landarbeiter prozessieren seit mehr als einem Jahr mit dem Fincero um ihren Lohn. Statt des gesetzlichen Mindestlohns von vier Dollar hat er ihnen über lange Zeit nur einen Dollar pro Tag bezahlt, zu wenig, um mit einer Familie davon überleben zu können. Fair trade ist eine Möglichkeit, zu mehr weltweiter Gerechtigkeit beizutragen, auch das meint Nachhaltige Entwicklung.

 

Folie "Shopping for a better world"

Als letztes Beispiel, das den persönlichen Konsum betrifft, möchte ich einen Einkaufsführer aus den USA vorstellen, der sich "Shopping for a better world" nennt. Seit mehr als zehn Jahren versucht dieser Einkaufsführer, auf drei Grundfragen Antwort zu geben:

  1. Was hält Menschen davon ab, sich darum zu bemühen, dass die Welt besser wird?
  2. Welches sind die größten Herausforderungen, denen die Welt gegenüber steht?
  3. Was kann eine Durchschnittsperson täglich machen, um zu einer besseren Welt beizutragen.

Dieser laufend aktualisierte Einkaufsführer zeigt die Möglichkeiten auf, die jeder Konsument hat, um zu einer gerechteren Welt beizutragen. Es wird beispielsweise aufgelistet, welche Einkaufskette aufgrund des Umgangs mit ihren Mitarbeitern empfohlen werden kann und von welcher Einkaufskette abgeraten wird. Und die Hauptbotschaft ist: "es kann etwas getan werden, jede/r von uns kann zu einer nachhaltigen Welt durch seine Konsumentscheidung beitragen".

 

Folie Mosaikstein Haushalt und Wohnen

Auch beim Wohnen kann man Nachhaltigkeit umsetzen. In diesem Fall sind die notwendigen finanziellen Ausgaben in der Regel höher, es lassen sich über die Lebensdauer aber größere Einsparungen erzielen. Am leichtesten ist es, wenn ein Haus neu gebaut wird, denn dann kann Technik auf dem Stand der Zeit verwendet werden. Was trägt nun aber zu nachhaltigem Wohnen bei?

Reparieren statt Wegwerfen. Oft werden Haushaltsgeräte deswegen weggeworfen, weil Kleinigkeiten nicht mehr funktionieren. Vielen scheint es sinnvoller, ein neues Produkt zu kaufen, statt sich Gedanken zu machen, ob und wie das Produkt repariert werden kann. Das Land Steiermark hat im Rahmen seiner Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit einen Reparaturführer herausgebracht, der die Betriebe anführt, die Produkte reparieren und dadurch einerseits die Lebensdauer verlängern und andererseits oft auch helfen, Kosten und Umweltbelastung einzusparen.

 

Folie "Qualität oder Wegwerfmöbel?"

Qualität oder Wegwerfmöbel? Möbel von Billigproduzenten zeichnen sich durch ein jugendliches Design und eine in der Regel begrenzte Haltbarkeit aus. Im Vergleich halten sie weniger lang halten als Möbel, die der Tischler oder eine Markenfirma hergestellt hat. Da sie weniger kosten, werden sie auch schneller gewechselt, die Auswirkungen sind vielfältig: der Abfallberg wächst, maschinelle Arbeit wird im Ausland geleistet, der Transport trägt zum Transitverkehr bei, den wir alle so sehr ablehnen. Die heimischen Tischler werben mit "Ihr Tischler macht's persönlich" und darin liegt auch ein Stück Nachhaltigkeit. Es wird Arbeit bei uns geschaffen, mit einem guten Entwurf sind Möbel und Einrichtung über Jahrzehnte verwendbar und es zahlt sich aus, sie bei einem allfälligen Umzug zu übersiedeln.

 

Folie "Wir wollen Wärme, muß es Öl sein?"

Wir wollen Wärme, müssen es aber Öl und Strom sein? Was uns interessiert, ist die Energiedienstleistung einer warmen Wohnung, eines wohl temperierten Hauses. Bei einem Neubau, aber auch bei der Erneuerung nach zwanzig bis dreissig Jahren haben wir die Möglichkeit, auf Biomasse oder Fernwärme umzusteigen und damit dem Ölkessel ade zu sagen. Vor allem Biomasse in der Form von Pellets, Hack- oder Stückgutheizung ist nachhaltig. Sie ist ein erneuerbarer Energieträger, der nachwächst und nicht wie Erdöl unwiederbringlich verloren geht. Biomasse hat eine neutrale CO2-Bilanz, da sie CO2 beim Wachsen bindet und diese erst mit der Verbrennung freisetzt. Sie ist in klimatischer Hinsicht deutlich besser als Heizöl, das unwiderbringlich verloren ist und die Erdat-mos-phäre belastet. Aber auch die Sozialbilanz ist positiv: Arbeit wird bei uns in der Holzverarbeitung geschaffen.

 

Folie "Mosaikstein Haushalt & Wohnen"

"Negawatt statt Megawatt" lautet ein Slogan der Energiesparbewegung. Er bedeutet, dass es besser ist, Energie einzusparen als sie erzeugen zu müssen. Wir haben gerade von der Raumheizung gesprochen und das Potential, das wir in Österreich an thermischer Gebäudesanierung haben, ist groß und noch nicht ausreichend genützt. Mit Wärmedämmung wird die Umweltbelastung reduziert, im Sinn der Nachhaltigkeit Arbeit bei uns geschaffen und Geld langfristig eingespart.

 

Folie "Mosaikstein Haushalt & Wohnen"

"Strom hat (k)ein Mascherl" wurde lange Zeit vor allem in Hinblick darauf gesagt, dass man beim Strom nicht feststellen kann, woher er kommt und wie er produziert wurde. Mit der Liberalisierung am Strommarkt kann man sich nun die Anbieter aussuchen, von denen man seinen Strom beziehen möchte. In Österreich gibt es zwei Anbieter, die Strom anbieten, der zu 100% frei von Atomstrom produziert wird, es sind dies die Oekostrom  und die Alpen-Adria-Energy-AG. Wie hoch in Österreich trotz des Nein zur Kernenergie der Anteil von importiertem Atomstrom ist, zeigt die folgende Grafik:


Folie "Strom hat (k)ein Mascherl"

Bei den beiden Oekostromanbietern wird der Strom vor allem in kleinen Kraftwerken, aus Wind, Wasser und Biomasse, aber auch durch Solarkraftwerke erzeugt. Dies trägt zu einer lokalen und regionalen Wertschöpfung und zu Umweltschutz bei uns bei, außerdem wird die Abhängigkeit vom Ausland dadurch verringert.

 

Folie "Mosaikstein Kleidung"

Auch die Kleidung, die wir tagtäglich tragen, vermittelt eine Botschaft über unsere Einstellung zur Nachhaltigkeit. Wenn wir Kleidung unter nachhaltigen Gesichtspunkten betrachten, stellen sich folgende Fragen:

  • Wie modisch und damit kurzlebig ist die Kleidung?
  • Wie wurde sie hergestellt, ist es dabei zu Kinderarbeit gekommen, haben Menschen unter unwürdigen Bedingungen daran gearbeitet?
  • Wie sehr paßt sie sich unseren Schwankungen an, kann sie mehrere Jahre getragen werden, verträgt sie den einen oder anderen Kilo mehr oder weniger?
  • Aus welchen Materialien besteht sie, ist das Tragen aufgrund der Schwermetalle und der Schadstoffe gesundheitsschädlich?

 

Folie "Modisch = nachhaltig?"

Ich möchte mit dem Punkt modisch beginnen. Was der letzte Schrei ist, was "man" oder was "frau" trägt oder unbedingt haben muß, hat oft eine sehr kurze Lebensdauer. Auch wenn solche Kleidungsstücke von der Qualität her noch zu tragen wären, sind sie nach einer Saison out und das Signal, das man damit aussendet ist, dass man "out of style" ist, dass man kein Gespür für die aktuelle Mode hat. Was ist bei vielen die logische Konsequenz? Es werden die nächsten topmodischen Kleidungsstücke, Hosen und Anzüge gekauft, die fast neue und kaum getragene Kleidung hängt im Kasten und benötigt Platz, ganz zu schweigen von dem Geld, das dafür aufgewendet wurde.

Was ist die nachhaltige Alternative? Zuerst einmal gehört sicherlich dazu, seinen eigenen Stil zu finden, das heißt die Kleidung, die einem steht, die man gerne trägt, die keinen so krassen Modeschwankungen unterworfen ist und in der man sich wohlfühlt. Wenn man selbst nicht weiß, was einem steht, läßt sich durch Farb- und Typberatung, aber auch durch die Beratung in den entsprechenden Kleidungshäusern ein Stil herausarbeiten, der einem gut tut. Zum zweiten gehört aber sicherlich auch dazu, nicht auf topmodische Kleidungsstücke zu setzen, die oft von minderwertiger Qualität sind, sondern eher auf eine ins Klassische gehende Linie, die man länger tragen kann. Kleidungsstücke, die auch nach fünf, acht oder zehn Jahren getragen werden können und dabei nicht unmodern aussehen, sind keine Seltenheit.

Wenn wir über die Nachhaltigkeit der Kleidung nachdenken, sollten wir auch überlegen, wie wenig früher von der Stange gekauft wurde und wieviel von der Schneiderin passgenau genäht oder adaptiert wurde. Maßanzug, Maßhemd und ein Kostüm von der Schneiderin sind nicht für alle erschwinglich, wir sollten aber doch daran denken, dass dadurch Arbeit bei uns geschaffen wird, die Kleidungsstücke länger halten und auch länger getragen werden können.

Ich möchte Ihnen auch ein Beispiel von einem Bekannten bringen, der sich Maßhemden nähen läßt. Zu jedem Hemd, dass er sich nähen läßt, werden ein zweiter Kragen und ein zweiter Satz Manschetten mitgenäht. Ist das Hemd an den beiden kritischen Stellen Kragen und Manschetten abgetragen, dann läßt er sich den zweiten Satz einsetzen. Damit verlängert sich die Lebensdauer auf das Doppelte, es wurde Arbeit geschaffen und die Kosten sind nicht höher als bei zwei Markenhemden.

 

Folie "Clean Clothes Kampagne"

Von den modischen Aspekt möchte ich noch auf die globalen Aspekte unserer Kleidung kommen. Sie haben wahrscheinlich schon von Kinderarbeit und von den sogenannten sweat-shops gehört, das heißt von Produktionsbedingungen in anderen Teilen der Welt, die unseren Vorstellungen von einem menschenwürdigen Leben widersprechen. Von Frauengruppen, kirchlichen Gruppen und Gewerkschaften wird die sogenannte Clean Clothes Kampagne getragen. Sie setzt sich dafür ein, dass in den Ländern des Südens, in denen ein Großteil unserer Kleidung hergestellt wird, die Menschenrechte und die internationalen Arbeitsstandards eingehalten werden. Es ist nicht selbstverständlich, dass es in Unternehmen Gewerkschaften gibt, dass gerechte Löhne bezahlt werden und dass beispielsweise Pausen eingehalten werden bzw. Frauen die Möglichkeit haben, auf die Toilette zu gehen.

Auf dem linken Foto finden Sie ein Bild aus der Kampagne, mit der der Unter-wäscheproduzent Triumph gezwungen wurde, sich für bessere Produktionsbedingungen einzusetzen. Das rechte Foto zeigt die Produktionsbedingungen auf, wie sie beispielsweise in Südostasien herrschen und gegen die Clean-Clothes kämpft.

 

Folie Mosaikstein Mobilitätsverhalten

Betrachten wir nun den Mosaikstein Mobilitätsverhalten. Reinhard May singt in seinem Lied "Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein" und eigentlich ist es das, was sich jeder von uns wünscht, wenn er sich ein Auto anschafft. Doch wie ist es mit der Freiheit und der Grenzenlosigkeit tatsächlich, hat unser Mobilitätsverhalten etwas mit Nachhaltigkeit zu tun? Ich möchte Ihnen in paar Zahlen und Fakten präsentieren, die unser Dilemma im Mobilitätsbereich unterstreichen.

Untersuchungen haben gezeigt, dass der Zeitaufwand, den jeder Mensch benötigt, um die Distanz zwischen Wohnort und Arbeitsplatz zu überwinden, in den letzten dreissig bis vierzig Jahren gleich geblieben ist. Durch den Gewinn an Tempo werden größere Distanzen zurückgelegt und der tägliche Weg zur Arbeit ist von zwei Kilometer auf mittlerweile 10 bis 15 km angewachsen. (Zukunftsfähiges Deutschland)

Der Verkehrsclub Österreich hat für Österreich berechnet, dass die mit dem Auto zurückgelegten Entfernungen 47,8 Milliarden Kilometer im Jahr 1980 auf mehr als 70 Milliarden Kilometer im Jahr 2002 angewachsen sind. Wie sich diese Entfernungen aufsplitten, sehen Sie an der folgenden Aufstellung. Jeder Österreicher legt im Jahr im Durchschnitt 8.750 Kilometer mit dem Auto, 1.025 Kilometer mit der Bahn, 1.640 Kilometer mit dem Bus, 1.300 Kilometer mit dem Flugzeug und 149 Kilometer mit dem Fahrrad zurück.

Ausblenden: Was bedeutet das im Hinblick auf die Umwelt? Im Durchschnitt verursacht eine Person 1.559 Kilogramm CO2, 4,3 Kilogramm Stickoxide, 533 Euro Unfallkosten, 762 Euro Staukosten, 103 Euro Lärmkosten, 36 Euro Gesundheitskosten und 139 Euro Klimaschutzkosten. (www.vcoe.at)

Die Zeitkosten, die durch Stehen im Stau verloren gehen, betragen in Österreich in der Zwischenzeit 6,45 Milliarden Euro pro Jahr, das sind 762 € pro Person, die Hälfte davon beläuft sich auf den Wirtschaftsverkehr. (www.modernpolitics.at, www.vcoe.at)

Aber auch die Unfallschäden sind nicht zu verachten. Allein im Jahr 2002 wurden 956 Menschen auf Österreichs Straßen getötet, 56.684 Personen verletzt, Österreich gehört damit zu den gefährlichsten EU-Ländern. Laut einer Studie der WHO sind die krebserrregenden Partikel der Dieselabgase für 2.400 Todesfälle pro Jahr in Österreich verantwortlich. (www.modernpolitics.at, www.vcoe.at)

 

Folie "Auswege aus der Sackgasse"

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie wir aus der Sackgasse herauskommen. In der Studie "Zukunftsfähiges Deutschland", die von BUND und Misereor in Deutschland beim Wuppertal Institut in Auftrag gegeben wurde, werden daher eine ganze Reihe von Maßnahmen aufgezeigt, um den Verkehr nachhaltiger zu gestalten.

Dazu gehören:

  • Eine Verlangsamung statt einer zunehmenden Beschleunigung, da mit geringeren Durchschnittsgeschwindigkeiten der Energieaufwand pro Kilometer sinkt, die Fahrzeuge leichter und anders ausgelegt werden können und es auch zu geringeren Unfallfolgen kommt als bei hohen Geschwindigkeiten. Denken wir daran, wenn wir das nächste Mal auf der Autobahn unterwegs sind oder wieder über "Tempo 160" diskutiert wird.
  • Hand in Hand mit einer Verlangsamung geht auch die Tatsache, dass das Strassenwegenetz nicht weiter ausgebaut werden muß, weil mehr Transportleistung bewältigbar ist. Erscheint Ihnen das unlogisch? Ist es aber nicht. Denken Sie einmal an die Stadteinfahrt von Wien an einem typischen Morgen. Statt 130 km/h darf man auf der Autobahn plötzlich nur mehr 80 km/h fahren, die Abstände zum Vorderwagen werden verringert und es wird ein höherer Durchsatz an "gleichförmigem" Verkehr erzeugt. Man kann sich durch solche Maßnahme den umweltbelastenden Ausbau des hochrangigen Strassennetzes ersparen oder zumindest verzögern.
  • Kürzere Distanzen durch eine sinnvolle Raumordnungspolitik, d.h. durch das bewußte Planen von Arbeits- und Wohngebieten und die Zusammenführung der beiden, durch die auch die täglich zurückzulegenden Wege und der dafür benötigte Zeitaufwand deutlich geringer wird.
  • Aber auch die bewußte Wahl des Verkehrsmittel trägt zu einer nachhaltigen Mobilität bei. Wann immer es möglich ist sollte vor allem auf großen Distanzen der öffentliche Verkehr wie beispielsweise die Bahn genutzt werden, eventuell auch im intelligenten Mix, wie ihn die ÖBB bereits anbietet. Größere Distanzen werden per Bahn zurückgelegt, am Zielort wartet dann schon einer von 750 Leihwagen der Firma DENZEL, der mit einer sogenannten Denzeldrive-Karte sofort in Betrieb genommen werden kann. Diese Karte gilt als Schlüssel für den PKW und es werden über sie alle Kosten automatisch abgebucht.
  • Aber auch neue Arbeitsmodelle können zu einem nachhaltigeren Mobilitätsverhalten beitragen. Telearbeitsplätze und teilweise Heimarbeit, wie sie in vielen Unternehmen gepflegt werden, sind eine Möglichkeit auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu gelangen.

Die Grundsatzentscheidung liegt bei uns: ist ein Weg wirklich notwendig, mit welchem Verkehrsmittel muß ich ihn zurücklegen und kann ich nicht unter Umständen durch intelligente Routenplanung und das Zusammenlegen von Fahrten Zeit und Geld sparen?

 

Folie Mosaikstein "Sparen und Investment"

Ein weiterer Mosaikstein der Nachhaltigkeit ist das ethische Investment. Viele von ihnen kennen von der Globalisierungsdebatte die Diskussion über die rund um den Erdball kreisenden freien Finanzmittel. Weltweit gibt es - und die Zahl aus dem Jahr 1995 ist veraltet - 70.000 verschiedene Wertpapiere, die an den Börsen gehandelt werden. Der Finanzmarkt hat sich verselbstständigt. Zwischen 1972 und 1995 ist die Weltproduktion um 806% gestiegen, die Finanzmärkte sind in der gleichen Zeit um 4.226% gestiegen und sie steigen weiter. (Quelle: Geld statt Arbeit, Föhrenbergkreis; Die Globalisierungsfalle). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie Aspekte der Nachhaltigkeit im persönlichen Spar- und Investitionsverhalten umgesetzt werden können. Es bestehen aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten: zum einen kann man über die sogenannten Öko-Fonds oder grünes Investment investieren, und zum anderen kann man den sogenannten Dow Jones Sustainability Index zu Rate ziehen.

Grünes und ethisches Investment hat seine Wurzeln in der Umwelt-, Friedens- und Bürgerbewegung, wo nach Alternativen gesucht wurde, um Geld sinnvoll zu investieren. Es handelt sich dabei um Banken, Anleihen und Fonds, die ethisch-ökologische Aspekte besonders berücksichtigen und wo das Geld beispielsweise nicht in Waffenproduktion, herkömmliche Verkehrstechnologie, umweltzerstörende Großprojekte etc. investiert wird. Man kann in diesem Bereich zwei Gruppen von Anlegern unterscheiden. Zum einen die Privatanleger, die ihr Geld einfach ethisch veranlagt wissen wollen, und zum anderen institutionelle Anleger, das sind Lebens- und Pensionsversicherungen aber auch die Kirchen. Der größte Markt besteht in beiden Fällen in den USA, wo Ende 2001 135 Mrd. Euro von privaten Anlegern und 1.880 Mrd. Euro von institutionellen Anlegern ethisch-ökologisch investiert wurden. Ganz Europa macht bei den privaten Anlegern 15,1 Mrd. Euro und bei den institutionellen Anlegern 31,5 Mrd. Euro zum gleichen Zeitpunkt aus. Der Markt wächst rasch, ist aber zur Zeit noch klein: In den USA sind es 15% des gesamten Volumens, in Großbritannien, dem Spitzenreiter in Europa, waren es Ende 2001 knapp 3 Prozent des Gesamtmarktes. Mit diesem Geld werden vor allem soziale Einrichtungen, Entwicklungshilfeprojekte, alternative Energieanlagen, kommunale Einrichtung etc. finanziert. Das Buch "Grünes Geld", das im Zweijahresrhythmus erscheint, listet die verschiedenen Anlageformen, Anleihen und Fonds auf.

 

Folie Dow Jones Sustainability Index

Die zweite Möglichkeit, nachhaltig zu investieren, bietet sich, wenn man die sogenannten Dow-Jones-Sustainability Indexes zu Rate zieht. Ich nehme an, dass den meisten von Ihnen der Dow Jones Index ein Begriff ist. Er beinhaltet eine große Anzahl von Aktienwerten von weltweit tätigen Unternehmen und die tägliche Veränderung des Indexes ist ein Indikator für die Börsenentwicklung.

Beim Dow-Jones-Sustainability Index wurden die weltweit besten Unternehmen in den Index aufgenommen und hinsichtlich ihrer Entwicklung auf die bereits genannten drei Kriterien der Nachhaltigkeit untersucht, nämlich die Entwicklung im ökologischen, ökonomischen und sozialen Bereich. Diese Unternehmen haben ihre Strategien langfristig ausgelegt und denken über den üblichen Planungshorizont von Quartal- oder Jahresberichten hinaus.

Die Unternehmen, die in diesen Index aufgenommen werden wollen, müssen einen Fragebogen mit rund 90 Fragen beantworten und werden nur dann aufgenommen, wenn sie ausserordentlich erfolgreich sind. Die Aktien, die in diesem Index gelistet sind, haben sich in den letzten Jahren deutlich besser entwickelt als die übrigen Aktien. Dieser Index gibt Anlegern eine gewisse Ent-schei-dungs-sicherheit, da die darin gelisteten Unter-neh-men zu den wettbewerbsfähigsten und nachhaltigsten Unternehmen der Welt zählen.

 

Folie Mosaikstein Lebensraum

Ein weiter gefasster Mosaikstein ist die nachhaltige Gestaltung des eigenen Lebensraums. Bei der Konferenz "Umwelt und Entwicklung" 1992 in Rio de Janeiro wurde die Agenda 21 als Aktionsprogramm für eine weltweit nachhaltige Entwicklung beschlossen. Die Agenda 21 umfaßt 27 prinzipielle Anmerkungen, die in der Rio Deklaration über Umwelt und Entwicklung angeführt werden, sie ist aber vor allem in insgesamt 40 Kapitel untergliedert, in denen die verschiedensten Bereiche der Nachhaltigen Entwicklung erläutert werden. Im Kapitel 28 wird die Rolle der lokalen Autoritäten für die Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklung ausgeführt.

28.1 Da viele der in der Agenda 21 angesprochenen Probleme und Lösungen auf Aktivitäten auf der örtlichen Ebene zurückzuführen sind, ist die Beteiligung und Mitwirkung der Kommunen ein entscheidender Faktor bei der Verwirklichung der in der Agenda enthaltenen Zielen. Kommunen errichten, verwalten und unterhalten die wirtschaftliche, soziale und ökologische Infrastruktur, überwachen den Planungsablauf, entscheiden über die kommunale Umweltpolitik und kommunale Umweltvorschriften und wirken außerdem an der Umsetzung der nationalen und regionalen Umweltpolitik mit. Als Politik- und Verwaltungsebene, die den Bürgern am nächsten ist, spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Informierung und Mobilisierung der Öffentlichkeit und ihrer Sensibilisierung für eine nachhaltige umweltverträgliche Entwicklung.

Bei der europäischen Städte- und Gemeindekonferenz in Aalborg in Dänemark wurde im Mai 1994 eine Erklärung angenommen, die die Ziele und Maßnahmen zur Umsetzung des Prinzips der Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene umfaßt. Damit war die sogenannte Lokale Agenda 21 geboren. Weltweit gibt es rund 6.400 lokale Agenda 21 Prozesse, europaweit rund 2.000 Prozesse in 46 europäischen Ländern, in Österreich haben mit Stand Oktober 2003 rund 135 Gemeinden einen lokalen Angenda 21 Prozeß begonnen, dies entspricht ungefähr 6 Prozent der Gemeinden in Österreich. In der Steiermark werden die Agendaprozesse von der Ökologischen Landentwicklung begleitet und bis jetzt haben 55 Gemeinden, das sind ca. 10% der steirischen Gemeinden einen Agendaprozess begonnen.

 

Folie LA 21-Ablauf in der Gemeinde

Wie läuft nun solch ein lokaler Agendaprozess ab?

Ein Agendaprozeß wird nicht von oben, von der Gemeindeleitung her durchgesetzt, sondern er erfolgt gemeinsam mit den Bürgern. Zu Beginn steht immer der Beschluß des Gemeinderates, einen LA21-Prozeß zu beginnen und dies auch durch die Annahme der Erklärung von Aalborg zu fixieren. Der Prozeß umfaßt vier Phasen und dauert in der Regel mindestens zwei Jahre:

1. Vorbereitungsphase: In der Vorbereitungsphase wird ein Koordinationsteam gebildet und es werden die wichtigsten Zielgruppen wie Politik, Wirtschaft und Vereine über die Durchführung des Prozesses informiert. Ausserdem werden die organisa-tori-schen Voraussetzungen zur Durchführung einer LA 21 geschaffen. (Dauer 3 Monate)

2. Startphase: In der Startphase werden die Bürger und weitere Akteursgruppen eingebunden. Es werden Arbeitskreise zu Themen gebildet, die für die Gemeinde besondere Bedeutung haben. Der zeitliche Horizont ist mittel bis langfristig und umfasst zwanzig bis dreissig Jahre. (Dauer 3 Monate)

3. Leitbildphase: In der Leitbildphase wird ein LA21 Plan erarbeitet, der die zukünftig angestrebten Ziele der Gemeinde niederschreibt. Es werden Maßnahmen und Indikatoren beschlossen, mit denen die Zielerreichung überprüft werden kann. (Dauer 6 Monate)

4. Umsetzungsphase: Danach beginnt die Umsetzungsphase mit der Umsetzung von Maßnahmen und Projekten, sie dauert mindestens 12 Monate. Nach rund einem Jahr sollte anhand der beschlossenen Indikatoren eine Zwischenevaluierung erfolgen, mit der überprüft wird, wieweit man noch am Weg ist.

Die Erfahrung mit LA 21 Prozessen zeigt, dass sich eine Eigendynamik entwickelt, die der gesamten Gemeinde gut tut. Ich möchte Ihnen das Paradebeispiel vorstellen, die Gemeinde Steinbach im oberösterreichischen Steyr-Tal.

 

Folie Steinbacher Weg

Steinbach an der Steyr führt seit fünfzehn Jahren eine nachhaltige Gemeindeentwicklung im Sinne der Lokalen Agenda 21 durch. Die Situation war zu Beginn eher dramatisch. Kaum Arbeitsplätze, Abwanderung der Bevölkerung, wenig Hoffnung in der Region. Die Gemeindeleitung zog sich 1987 zu einer Klausur mit den Multiplikatoren der Gemeinde zurück und erarbeitete ein Leitbild für die Gemeinde. Auf der Basis des Leitbildes wurden mehr als 50 Projekte initiiert, mit denen der Ort entwickelt wurde. Die Ergebnisse können sich sehen lassen:

Es konnten fast 150 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, die Zahl der örtlichen Betriebe hat sich von 27 auf 55 verdoppelt, es wurden 5 Biomasse-Nahwärmenetze installiert, die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe konstant gehalten, und der Ortskern wurde revitalisiert. Aus dem sterbenden Ort wurde ein lebendiger Ort, in dem die Abwanderung gestoppt werden konnte und nun mehr Menschen leben als je zuvor. Heute arbeiten ca. 40 % der Bürger ehrenamtlich an Veranstaltungen, Projekten und Aktionen mit. Mehr als 40.000 Besucher aus 40 Ländern haben Steinbach in der Zwischenzeit schon besucht, um dieses Paradebeispiel der Lokalen Agenda 21 kennen zu lernen, nun wird an der Entwicklung einer Steinbacher Akademie gearbeitet, um das Wissen und die Erfahrungen weiterzugeben.

 

Folie LA 21 Haus im Ennstal

Das zweite aus meiner Sicht beispielhafte Ergebnis eines LA21-Prozesse ist Haus im Ennstal. Dort stand der Kaufmann des Ortes vor der Pensionierung und überlegte, sein Geschäft im Ortskern zuzusperren. Im Rahmen der LA21 haben Bauern und Gewerbebetriebe gemeinsam beschlossen, das Geschäft zu übernehmen, um damit das Ortszentrum am Leben zu halten. In der Zwischenzeit wurde auch ein Hauser Taler entwickelt, mit dem im gesamten Ort eingekauft werden kann und mit dem die Kaufkraft an den Ort Haus gebunden wird. Die Angebotspalette des Geschäftes ist nun größer als zuvor, die Besucherfrequenz hat sich erhöht und es siedelte sich sogar ein weiteres Geschäft im Ortskern an.

Dort, wo eine LA 21 durchgeführt wird, führt sie zu einer Belebung der Gemeinde. Es entsteht Leben, man formuliert gemeinsam Entwicklungsziele für die Zukunft und die Bürger setzen sich für ihren unmittelbaren Lebensraum ein.

 

Folie Mosaikstein nachhaltiges Wirtschaften

Ich möchte mich nun dem Wirtschaften zuwenden, von dem man aufs erste kaum glaubt, dass es nachhaltig sein kann. Vorausschicken möchte ich auch, dass es immer wieder Unter-nehmen und Persönlichkeiten aus der Wirtschaft sind und waren, die eine Vor-reiter-rolle im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung übernommen haben. Eine dieser Persönlichkeiten ist Stephan Schmidheiny, der von Maurice Strong, dem Generalsekretär der Rio-Konferenz gebeten wurde, eine Position der Wirtschaft zu definieren.

 

Folie Schmidheiny

Er hat führende Unternehmen aus der ganzen Welt zusammengebracht und mit dem World Business Council for Sustainable Development eine Einrichtung geschaffen, die sich fundiert mit nachhaltigem Wirtschaften befaßt. Schmidheiny zeigt in seinem Buch "Kurswechsel" anhand vieler gelungener Beispiele auf, wie aus Sicht der Wirtschaft ein nachhaltiger Kurs möglich ist.

 

Folie Faktor 4 Konzept

Ein nächstes erfolgreiches Beispiel zur Verbesserung der Ressourceneffizienz stammt aus Deutschland und den USA. Amory Lovins und Ernst Ulrich von Weizsäcker entwickelten gemeinsam das "Faktor vier Konzept", bei dem sie anhand von weltweit 50 erfolgreichen Beispielen aufzeigen, dass doppelter Wohlstand mit halbem Umweltverbrauch erzielt werden kann.

Sie gehen von der Funktion aus, die ein Produkt zu leisten hat, und sie zeigen Wege, wie diese Funktion ressourcensparender bereitgestellt werden kann:

  • Am Beispiel Dänemark zeigen sie, dass der Energieverbrauch im Haushalt mit der effizientest verfügbaren  Technologie auf ein Viertel gesenkt werden kann.
  • Bei der Beleuchtung ist das Einsparungspotential gewaltig. Herkömmliche Glüh-bir-nen wandeln nur ca. 10% der Energie in Licht um, der Rest ist Wärme. Allein eine Energiesparlampe mit 18 Watt, die die Leuchtleistung einer Glühbirne mit 75 Watt hat, spart in der Zeit ihres Betriebes 200 Liter Öl für ein kalorisches Kraftwerk.
  • Bei den Bürogeräten vergleichen sie einen normalen Computer mit einem Laptop. Der Laptop braucht aufgrund seines intelligenten Energiemanagements rund 1% der elektrischen Leistung, die ein PC benötigt.
  • Auch beim Einsatz von Chemikalien in der Produktion lassen sich gewaltige Ein-sparungen erzielen. Durch das Vermieten von Lösungsmitteln wird es wirtschaftlich, diese Chemikalien zu reinigen und aufzubereiten und es werden Einsparungen im Faktor 10 Bereich erzielt.

All diese Beispiele haben positive Auswirkungen in allen drei Bereichen der Nachhaltigkeit: sie sind ökologisch sinnvoll, weil der Ressourcenverbrauch eingeschränkt wird, sie sind ökonomisch sinnvoll, weil damit über die gesamte Produktlebensdauer Geld gespart werden kann und sie haben haben positive Auswirkungen im sozialen Bereich, weil damit Arbeit geschaffen wird.

 

Folie MIPS-Konzept

Ein weiterer Ansatz ist das sogenannte Faktor zehn oder MIPS-Konzept von Friedrich Schmidt-Bleek, das dieser gemeinsam mit Ernst Ulrich von Weizsäcker am Wuppertal Institut entwickelt hat. Es ist vor allem durch den Begriff des ökologischen Rucksackes bekannt geworden, den jedes Produkt mit sich trägt. MIPS steht für Materialinput pro Serviceeinheit und Schmidt-Bleek hat mit seinem Team den ökologischen Rucksack von einer Vielzahl von Produkten errechnet. In der Regel ist für die Gewinnung jedes Stoffes bzw. seine Produktion ein Vielfaches an Material notwendig, das beim Abbau von einem Erz beispielsweise gleich wieder als Schlacke oder Abraummaterial gelagert wird. Wenn wir die folgende Darstellung betrachten, so bedeutet das, dass für die Gewinnung einer Tonne Kupfer 500 to Material bewegt werden müssen, beim Gold beträgt der Faktor 539.000. In jedes Endprodukt gehen die ökologischen Rucksäcke der Teilprodukte oder Rohstoffe ein. Schmidt-Bleek definiert auch die ökointelligente Dienstleistung. Durch Mehrfachverwendung, intelligentes Design, Produktnutzung statt Produkteigentum , das läßt sich der Materialinput pro Serviceeinheit gewaltig reduzieren.

 

Folie Mosaikstein nachhaltiges Wirtschaften

Analog zur Lokalen Agenda 21 gibt es eine betriebliche Agenda 21, bei der Unternehmen einen Agendaprozeß vollziehen, der in den drei Dimensionen Umwelt, Wirtschaft und Soziales abläuft. Bei diesem Prozeß wird über zwanzig bis dreissig Jahren geplant und es kommen durch diese Perspektive dann völlig neue Aspekte in die Planung. Es geht dann plötzlich um Dienstleistungen, um Kooperationen und Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen.

 

Folie Mosaikstein nachhaltiges Wirtschaften

In der Steiermark werden solche Betrieblichen Agendaprozesse im Rahmen der Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit gefördert. Diese Initiative mit der Abkürzung WIN unterstützt Unternehmen dabei, ihren Weg der Nachhaltigkeit zu finden. Es gibt in der Zwischenzeit einen Pool an WIN-Konsulenten, die Unternehmen auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit begleiten, es gibt die WIN-Bauoffensive, wo versucht wird, den WIN-Gedanken auf die Bauwirtschaft zu übertragen und es gibt die sehr umfangreiche Internetplattformen www.oeko.at und www.nachhaltigkeit.steiermark.at.

 

Folie Nachhaltigkeitsberichte

Seit wenigen Jahren wird versucht, über die herkömmliche Berichterstattung in Unternehmen, die wir als Geschäftsberichte kennen, eine sogenannte Nachhaltigkeits-berichterstattung aufzubauen. Global gibt es die sogenannte Global Reporting Intitiative, die Standards aufgestellt hat, nach denen solche Berichte zu erstellen sind. Zu Beginn steht eine Selbstverplichtungserklärung des obersten Managements oder des Eigentümers, danach werden eine Reihe von Punkten im Bericht behandelt. Der Nachhaltigkeitsbericht selbst gliedert sich in die drei Bereich Umwelt, Wirtschaft und Soziales und hat damit mehrere Bereiche des Unternehmens im Blickfeld. Ich habe zu Ihrer Information ein paar solche Nachhaltigkeitsberichte mitgebracht.

 

Folie Corporate Social Responsibility

In den letzten Wochen ist ein Begriff in die aktuelle Nachhaltigkeitsdiskussion aufgenommen worden, den ich ebenfalls kurz anschneiden möchte, und zwar den der Corporate Social Responsibilty. Was bedeutet das? Der Begriff stammt aus dem anglo-amerikanischen Raum und meint die Verantwortung, die ein Unternehmen für die Gesellschaft hat. CSR ist das Gegenkonzept zu den Strömungen, die gesagt haben, dass "the only business of business is business", also die einzige Aufgabe von Unternehmen die wäre, Gewinn zu machen. Es geht davon aus, dass ein Unternehmen ja auch von Voraussetzungen ausgehen kann, die andere geschaffen haben, die Bildung der Mitarbeiter, den sozialen Frieden im Land, die unbezahlten Leistungen der Gesellschaft, und dass dieses Unternehmen daher auch Leistungen für die Gesellschaft erbringt. Diese Leistungen umfassen den bewußten Erhalt von Arbeitsplätzen, das Sponsoring für örtliche Vereine und Initiativen, die Übernahme kultureller Patronanz etc. Vor wenigen Wochen hat in Wien eine hochgradig besetzte Auftaktveranstaltung zu CSR stattgefunden, im März gibt es den Start in der Steiermark und danach regionale Veranstaltungen.

Corporate Social Responsibility ist ein Instrument, wie Unternehmen nachhaltiger werden können, auch wenn der Schwerpunkt eher auf den sozialen Aktivitäten liegt, d.h. von den drei Komponenten Umwelt, Wirtschaft und Soziales vor allem die soziale Komponente unterstrichen wird.

 

Folie Mosaikstein Kirchen und Nachhaltigkeit

Wir befinden uns in einem kirchlichen Haus und wir sollten uns auch überlegen, was die Kirchen tun können, um dem Thema Nachhaltigkeit ein größeres Gewicht zu verleihen.

Ich habe als Konsequenz meiner Arbeit im Föhrenbergkreis gemeinsam mit Hemma Opis-Pieber den Arbeitskreis Nachhaltigkeit in der Katholischen Aktion Steiermark initiiert und es freut mich, dass es diesen Arbeitskreis noch immer gibt und dass er begonnen hat, in den Pfarren Umweltreferenten anzusprechen und in die Richtung Nachhaltigkeit weiterarbeitet.

Meines Wissens ist eine direktes Ergebnis dieses Arbeitskreises eine Vortragsserie zum Thema "Nachhaltigkeit" für die Einrichtungen des Katholischen Bildungswerkes in den Pfarren vorbereitet.

Auch die Katholische Hochschulgemeinde hat in diesem Semester ihren Schwerpunkt auf das Thema Nachhaltigkeit gelegt.

Ich glaube aber, dass die Arbeit weitergehen soll und halte es daher für sinnvoll, wenn auch auf pfarrlicher Ebene Nachhaltigkeitsarbeitskreise eingerichtet werden, die neben den Umweltthemen einer Pfarre auch eine gemeinsam Sicht auf wirtschaftliche Fragen und soziale Fragen werfen.

Auch Pfarrfeste können nachhaltig ausgerichtet werden. Dies geht von der Überlegung aus, wie beispielsweise in die Versorgung mit Lebensmitteln Bauern, Kaufhäuser oder Wirte der Umgebung eingebunden und damit lokale Wirtschaftstreibende unterstützt werden können. Aber auch die Frage soll gestellt werden, ob es immer Wegwerfgeschirr sein muß oder ob nicht beispielsweise Geschirr samt einer mobilen Geschirr-wasch-stationen ausgeborgt werden kann, um damit die Umweltbelastung gering zu halten. Beispiele, wie dies funktionieren könnte, sind die Initiative "G'scheit feiern" des Landes Steiermark, die auch in unseren Pfarren umgesetzt werden könnte.

Kirche und Pfarren können aber auch Wegbereiter von nachhaltiger Energienutzung sein. Meines Wissens gibt es in der Steiermark erst wenige Pfarren, die Biomasse einsetzen oder die Solaranlagen auf Pfarrhöfen, Kindergärten oder anderen pfarrlich genutzten Gebäuden einsetzen.

 

Folie Sozialwort zur Zukunftsfähigkeit

Abschließend möchte ich in diesem Zusammenhang noch das ökumenische Sozialwort erwähnen, das ein eigenes Kapitel Zukunftsfähigkeit besitzt und darin Beispiele für gelebte Nachhaltigkeit in Kirchen und Gemeinden gibt:

  • Die Kirchen wollen eine Spiritualität der Schöpfung pflegen und sie in Gebeten und Liturgien verankern.
  • Das Thema Schöpfungsverantwortung soll fester Bestandteil in Religionsunterricht und Bildungsarbeit der Kirchen werden.
  • Die Kirchen stellen bezahlte Arbeitszeit für Umweltarbeit zur Verfügung. Durch die Veröffentlichung von Energiebilanzen wollen sie sich und der Gesellschaft Rechenschaft geben.
  • Kirchliche Gemeinden, Gemeinschaften und Betriebe achten auf Nachhaltigkeit in ihrer Einkaufspolitik und in der Energienutzung.
  • Die Kirchen kooperieren mit anderen Einrichtungen im Umweltbereich und fördern zukunftsweisende Initiativen.
  • Die christlichen Kirchen in Österreich wollen in ihrer Missionsarbeit den Einsatz ihrer Partnerkirchen für Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit in aller Welt aktiv unterstützen.

So weit die Selbstverpflichtung der Kirchen, wie sie sie im Sozialwort niedergeschrieben haben.

Ich bin damit am Ende meines Vortrages über "Nachhaltigkeit - Prinzip der Zukunft oder ein weiteres Modewort?" angelangt. Ich habe zuerst versucht, ihnen einen Erklärung zu geben, was man unter Nachhaltigkeit versteht. Danach bin ich kurz auf die Entwicklung der Nachhaltigkeit eingegangen. Mit den Mosaiksteinen der Nachhaltigkeit zeigte ich auf, welche Möglichkeiten es gibt, nachhaltig zu leben.

Ich hoffe, dass ich Sie davon überzeugen konnte, dass Nachhaltigkeit durch die bewußte Entscheidung von jedem von gelebt werden kann.

In diesem Sinn danke ich Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Für Fragen, Ergänzungen und eine Diskussion stehe ich Ihnen gerne zu Verfügung.

 

Folien zum Vortrag

 

Literaturliste:

  • Breuel, B. (Hrsg.): Agenda 21 - Vision: Nachhaltige Entwicklung
  • BUND & MISEREOR (Hrsg.): Zukunftsfähiges Deutschland - Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung
  • Deml, M.; May, H.: Grünes Geld
  • Föhrenbergkreis (Hrsg.): Geld statt Arbeit - Die Träume der Finanzwirtschaft
  • Hardtke, A.; Prehn, M. (Hrsg.): Perspektiven der Nachhaltigkeit - Vom Leitbild zur Erfolgsstrategie
  • Hauff, V. (Hrsg.): Unsere gemeinsame Zukunft - Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung
  • Hawken, P.; Lovins, A. & H.: Öko-Kapitalismus - Die industrielle Revolution des 21. Jahrhunderts - Wohlstand im Einklang mit der Natur
  • Jakubowicz, D.: Genuss und Nachhaltigkeit
  • Kopetz, H.G.: Nachhaltigkeit als Wirtschaftsprinzip
  • Luks, F.: Nachhaltigkeit
  • Ökumenischer Rat der Christlichen Kirchen (Hrsg.): Sozialwort
  • Schmidheiny, St.: Kurswechsel - Globale unternehmerische Perspektiven für Entwicklung und Umwelt
  • Schmitt-Bleek, F.: Das MIPS-Konzept; Weniger Naturverbrauch - mehr Lebensqualität durch Faktor 10
  • Schönborn, G. (Hrsg.): Sustainability Agenda - Nachhaltigkeitskommunikation für Unternehmen und Institutionen
  • Umweltministerium (Hrsg.): Der Steinbacher Weg: Motivation und Orientierungshilfe zur nachhaltigen Gemeindeentwicklung
  • UNDP (Hrsg.): Bericht über die menschliche Entwicklung 2000
  • UNO (HRsg.): Earth summit - Agenda 21 - The United Nations Programme of Action from Rio
  • Wallner, H.P.; Narodoslawsky, M.: Inseln der Nachhaltigkeit - Logbuch für ein neues Weltbild
  • Weizsäcker, E.U.v.; Lovins, A.B.; Lovins, L.H.: Faktor vier - doppelter Wohlstand - halbierter Naturverbrauch
  • Werner, K.; Weiss, H.: Das neue Schwarzbuch Markenfirmen; Die Machenschaften der Weltkonzerne
  • Worldwatch Institute Report (Hrsg.): Zur Lage der Welt
  • Pressemeldungen zum Vortrag

 

Links:

 

 

Additional information