- Über die Situation der Landarbeiter in Guatemala / Erschienen in Land- und Forstarbeit heute, 5. Dezember 2003

Guatemala ist weltweit für seinen Hochlandkaffee bekannt. Der meiste Kaffee wird auf Plantagen angebaut, die sich in den Händen von wenigen Großgrundbesitzern befinden. Auf diesen Kaffeeplantagen arbeiten zwei Gruppen von Landarbeitern: Erntearbeiter, die während des Jahres ihr eigenes kleines Stück Land im Hochland bebauen und zur Ernte auf die Plantagen kommen. Es gibt aber auch die Arbeiter, die das ganze Jahr über auf der Plantage leben und arbeiten und von den Großgrundbesitzern angestellt sind. Für sie und ihre Familien stellt dieser Ort seit Generationen nicht nur Arbeitsplatz sondern vor allem ihr Lebensumfeld dar.

Kaffee ist eines der wichtigsten Exportprodukte Guatemalas und so leidet das Land seit zwei bis drei Jahren unter dem weltweiten Kaffeepreisverfall: statt $ 180,-- vor drei Jahren werden heute für einen Sack Kaffee nur mehr $ 60,-- bezahlt.

Aufgrund der Kaffeekrise haben viele Großgrundbesitzer ihre Produktion eingestellt. Manche warten auf eine Erholung des Preises und leben in der Zwischenzeit von den Zinserträgen ihrer Auslandskonten, andere wiederum stellen auf weniger arbeitsintensive Produkte um. In beiden Fällen sind plötzlich zu viele Arbeiter vorhanden und so verfahren viele Plantagenbesitzer wie der Eigentümer der Finca San Jeronimo im Nordwesten Guatemalas. Er hat im vergangenen Jahr den Kaffeeanbau aufgegeben und bezahlt seinen Arbeitern seit September 2002 keinen Lohn mehr. Die Arbeiter haben noch bis November 2002 weitergearbeitet und dann ihre Arbeit eingestellt. Der Besitzer rechnete damit, dass die Arbeiter mit der Zeit zermürbt werden, sich mit ihren Familien auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber begeben und damit auch ihre bisherigen Wohnungen verlassen. Die Arbeiter von San Jeronimo haben sich aber zusammengeschlossen und versuchen nun, vor dem Arbeitsgericht ihre ausstehenden Löhne einzuklagen. Dabei leistet das Menschenrechtsprogramm der Diözese Rechtsbeistand. Wie dramatisch die Situation für die Landarbeiter ist, zeigt sich an der Tatsache, dass sie selbst in den Monaten, bevor ihre Löhne nicht mehr bezahlt wurden, nicht ausreichend entlohnt wurden: statt des gesetzlichen Mindestlohns von US-$ 4 pro Tag wurde ihnen über lange Zeit nur ein US-Dollar pro Tag bezahlt!

Die Diözese San Marcos leistet nicht nur Rechtsbeistand, sie schützt die Familien mit Lebensmitteln vor dem Verhungern. Ohne Unterstützung aus dem Ausland wäre dies nicht möglich: seit einigen Jahren hilft das Welthaus der Diözese Graz-Seckau der Diözese San Marcos, ein Teil der Hilfe wird im Rahmen der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit kofinanziert.

Die Situation der Landarbeiter ist dramatisch. Abgesehen von direkten Hilfs- und Unterstützungs-projekten wird ihnen auch durch bewußte Kaufentscheidungen bei uns geholfen: Produkte mit dem Fair Trade Warenzeichen werden unter gerechten Bedingungen hergestellt und ermöglichen den Bauern und landwirtschaftlichen Kooperativen in Afrika, Lateinamerika oder Asien einen gerechten Preis für ihre Produkte - Kleinbauern und Landarbeiter können dadurch besser überleben. Konsumentscheidungen bei uns beeinflussen die Situation von Menschen am anderen Ende der Erde - daran sollten wir alle beim nächsten Einkauf denken.

 

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