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- Leiterin des ADEG-Markts Mandl in Obdach

Für Brigitte Müller vom ADEG aktiv Markt Mandl-Teubl in Obdach stellt Kundennähe die Grundlage der Existenzsicherung dar. Durch ein großes Sortiment an frischen, qualitativ hochwertigen Produkten, aber auch durch die kontinuierliche Ausweitung ihres Angebotes punktet sie bei ihren Kunden: eine Bauernecke, das Marktcafe, eine Geschenkecke und ein kostenloses Zustellservice sind nur einige der Beispiele...

"Nachhaltigkeit ist für mich, dass ich meinen Kunden regionale, gesunde Produkte anbieten kann" – mit diesen Worten wendet sich Brigitte Müller unserem Gespräch zu, nachdem sie ihre letzte Kundin, die sie freilich namentlich kennt, persönlich an der Tür verabschiedet hat. Wenn Brigitte Müller von ihrer Arbeit erzählt, ist ihr die Begeisterung von den Augen abzulesen. Seit dem Jahr 2000 leitet sie in Obdach den ADEG-Markt Mandl, dessen innovatives Angebot Bundesminister Josef Pröll im Oktober im Rahmen der "Nachhaltigen Wochen" gewürdigt hat: Neben der Kundennähe, die von der Familie Mandl nunmehr in dritter Generation groß geschrieben wird, versucht der Markt mit Konzepten wie einer Bauernecke, einem Platten- und Grillservice, dem Verleih von Besteck und Geschirr, einer Geschenke-Ecke, einem vierzehntägigen kostenlosen Zustellservice sowie mit einem Marktcafé, das sich im Geschäftslokal befindet, zu punkten. Dass die Familie ihr Sortiment mit frischen, qualitativ hochwertigen Produkten von regionalen Bauern und den Erzeugnissen der Lebenshilfe ausweitet, bereichert nicht nur das hauseigene Angebot, sondern bedeutet auch eine kräftige Unterstützung der Lebensmittellieferanten aus der nahen Umgebung.

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Ihr Bestreben, eine Nahversorgung der anderen Art zu gewährleisten, erklärt Frau Müller so: "Ich glaube einfach, dass die Menschen nicht mehr so viel Kontakt zueinander haben. Wir nehmen uns für unsere Kunden wirklich Zeit: Es entstehen schöne persönliche Gespräche – etwas, was den Menschen offenbar abgeht. Uns ist es ein Anliegen, auch dieses Bedürfnis zu befriedigen, also die Kunden mit Menschlichkeit, Wärme und Zeit zu bedienen und darüber hinaus die gute Stimmung, die in unserem Familienbetrieb herrscht, zu vermitteln."

Die Nähe zum Kunden ist im Fall des ADEG-Marktes Mandl wohl eine sprichwörtliche, wenn man die tendenzielle Verlagerung der täglichen Versorgung beziehungsweise des Handels überhaupt von den Stadtkernen hin zu überregionalen Einkaufszentren an den Verkehrsknotenpunkten in Betracht zieht: "Man sieht ja leider an vielen negativen Beispielen, dass die Stadtkerne aussterben. Das Bummeln von früher ist heute in dieser Form gar nicht mehr möglich. In den Einkaufszentren stolpert man von einem Geschäft ins nächste. Darunter leiden dann der Ort und die ganze Gemeinschaft. Obdach hat ein schönes Zentrum und unser Geschäft befindet sich mitten am Hauptplatz, und so entsteht noch ein richtiges Leben und Treiben."

Active ImageDas Image des Greißlers gilt es in vielerlei Hinsicht zu überdenken. Zwar entsprechen die hohe Flexibilität gegenüber den Kundenwünschen und Angebote wie der kostenlose Zustellservice durchaus dem traditionellen Bild eines Nahversorgers, doch das bringt nicht notwendigerweise eine Teuerung des Warenangebotes mit sich: "Viele Menschen glauben nach wie vor, dass die Preise beim Greißler nicht in Ordnung sind. Dem ist aber nicht mehr so: Wir haben Diskontpreise, Dauertiefpreise und sind trotzdem leicht erreichbar. Bei unseren Bauernprodukten ist der Preis zwar etwas höher angesetzt – um bis zu zehn Prozent vom Preis ab Hof – aber das wird von den Kunden akzeptiert, weil sie die Ware jetzt gesammelt und direkt im Geschäft bekommen und nicht mehr den Umweg über den Bauernhof in Kauf nehmen müssen." Qualität und Kundennähe einerseits und ein bemerkenswertes Preis-Leistungs-Verhältnis andererseits bedeuten also keinen Widerspruch.

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Auch den Bauern nützt die enge Zusammenarbeit: "Es stimmt sicher, dass die Bauern anfangs ein wenig unsicher waren und befürchtet haben, dass der Verkauf ab Hof zurückgehen könnte, aber tatsächlich verkaufen sie jetzt alle viel mehr und haben es zu Hause sogar ein wenig leichter: Sie können den Stall und andere Arbeiten erledigen und brauchen uns nur noch zu beliefern; sie konzentrieren sich auf die Produktion und wir kümmern uns um den Verkauf." Doch auch auf direktem Wege fördert das Projekt die regionale Wertschöpfung: Für seine Bauernecke hat der Markt eine zusätzliche Mitarbeiterin angestellt und damit einen weiteren Arbeitsplatz geschaffen.

Nach fünf Jahren Geschäftsleitung zieht Brigitte Müller eine positive Bilanz. Obwohl Veränderungen vom Kunden nicht sofort angenommen würden, seien sie existenzsichernd und daher notwendig; die Mühe mache sich aber auf alle Fälle bezahlt: "Ich bin natürlich sehr ehrgeizig, was Zahlen anbelangt. Es wird zwar immer wieder gejammert in unserer Branche, aber mit dem notwendigen Einsatz gelingt es auf alle Fälle, die Kunden zufrieden zu stellen. Natürlich strömen die Menschen nicht sofort herein, wenn man etwas Neues anbietet; es geht langsam, dafür aber nachhaltig. Entwicklungen brauchen Zeit. Ich denke, dass Nahversorger keine Angst zu haben brauchen. Man muss einfach viele Ideen haben, diese umsetzen, auf die Kunden eingehen und ihren Wünschen entsprechen. Supermarktqualität und Tante Emma stellen für mich keinen Widerspruch dar."

Auf die Frage, was sie persönlich unter Nachhaltigkeit verstehe, meint Brigitte Müller: "Nachhaltigkeit ist für mich, dass ich nun in dritter Generation meinen Kunden im Ort gesunde Produkte anbieten kann. Es kommt sehr viel von den Kunden zurück, und das ist ein sehr schönes Verhältnis – auch für die Zukunft."

Bericht: Miha Tavcer

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