- kirchliche Umweltbeauftragte

Seit dem Frühjahr 2004 ist Mag. Hemma Opis-Pieber Umweltbeauftragte der Diözese Graz-Seckau und seit dem Jahr 2000 Vorsitzende des Arbeitskreises Nachhaltigkeit in der Katholischen Aktion Steiermark.

Wie ein Zeichen des Himmels beginnen bei der ersten Frage nach ihren Beweggründen die Glocken der nahegelegenen Stadtpfarrkirche zu läuten. "Das Thema Umwelt war mir schon immer ein Anliegen. Warum, weiß ich nicht genau, aber es war einfach so. Ich habe Theologie studiert und dann die Erfahrung gemacht, dass eine christliche Spiritualität und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Schöpfung leider nicht immer Hand in Hand gehen. Das hat mich irgendwie verwundert und auch geärgert. Ich habe daraufhin begonnen, mich näher mit diesem Thema auseinanderzusetzen und meine Diplomarbeit zum Thema "Grundlagen und Praxis christlicher Umweltverantwortung" zu schreiben. Für mich ist das, was ich intuitiv vorher schon gespürt habe, nämlich dass ein verantwortungsvoller Umgang mit der Schöpfung untrennbar mit einer christlichen Spiritualität verbunden ist, noch deutlicher geworden. Von diesem Zeitpunkt an hat sich mein Engagement noch verstärkt und seit damals versuche ich, diese Gedanken auch in die Kirche hinein zu bringen" erläutert Opis-Pieber ihre Beweggründe.

Als Umweltbeauftragte versucht sie, Menschen in der Kirche für die Umweltthemen zu sensibilisieren, sie mit Informationen und Material zu versorgen, die Position der Kirche nach außen zu vertreten und beispielsweise bei Fragestellungen wie der 380 kV-Leitung durch die Oststeiermark, der Gentechnik oder Handymasten in Kirchtürmen mitzuarbeiten. Durch Vorträge in kirchlichen Gremien wie Pfarrgemeinderäten und Dekanatsräten informiert sie vor allem kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Innerhalb von zwei Jahren ist es ihr gelungen, ein Netz aus 80 Umweltpfarrgemeinderäten aufzubauen, die in den Pfarren versuchen, die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit wachzuhalten. Die Aktivitäten reichen von der Gestaltung thematischer Gottesdienste über Vorträge, die Durchführung "g'scheiter Frühstücke" bis hin zu kleineren und größeren Maßnahmen im Rahmen der Renovierung pfarrlicher Gebäude. Die Erfahrung aus anderen Diözesen hat gezeigt, dass beispielsweise durch den Umstieg auf erneuerbare Energieträger bis zur 30% der Energiekosten eingespart werden können. Opis-Pieber widerspricht der oftmals geäußerten Vermutung, dass Umweltschutz nur Geld koste: "Nachhaltigkeit und Energiesparen ist für die Pfarren ein finanzieller Gewinn, vor allem wenn man mittel- bis langfristig denkt!"

Während sie selbst nur ein kleines Arbeitsbudget hat, gibt es seit 2003 die Möglichkeit, Pfarren auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit zu unterstützen. So wie es seit Jahren für jeden Kirchenbeitragszahler die Möglichkeit gibt, bis zu 50% seines Kirchenbeitrages für die Arbeit der Caritas, die Jugendarbeit und einigen wenige andere Bereiche zu widmen, besteht nun seit Herbst 2003 auch die Möglichkeit, einen Teil des Kirchenbeitrages für den Bereich Schöpfungsverantwortung zu widmen. Dieses Geld kommt Pfarren zugute, die Umweltmaßnahmen setzen. Zu den bisher geförderten Projekten zählen kleinere Investitionen wie der Einbau von Wassermengenregler, aber durchaus auch größere Investitionen wie die Installation von Solaranlagen und Photovoltaikanlagen.

Mit dem Arbeitskreis Nachhaltigkeit steht ihr eine Gruppe von rund zehn kirchlich engagierten Umweltaktivisten zur Seite, die unterschiedliche berufliche Hintergründe haben, die aber das Anliegen Nachhaltigkeit in der Kirche eint.

Gemeinsam mit Mitstreitern aus dem kirchlichen und nicht-kirchlichen Bereich hat Hemma Opis-Pieber im Winter 2005 die Initiative "Autofasten – heilsam in Bewegung kommen" ins Leben gerufen: "Ich habe diese Initiative im Bistum Trier kennengelernt, wo es sie seit zehn Jahren gibt. Sinn des Autofastens ist es, in der Fastenzeit das eigene Mobilitätsverhalten ganz bewusst und kritisch zu hinterfragen und sich zu fragen, ob das eigene Mobilitätsverhalten zukunftsfähig ist. Das heißt, wieviel fahre ich mit dem Auto, wieviel davon ist wirklich notwendig, welche Fahrten kann ich einsparen? Das ganze wird in der Fastenzeit durchgeführt und es sollen Alternativen ausprobiert werden: je nach eigener Kondition und geografischer Lage kann man mit dem Rad fahren, zu Fuß gehen, Fahrgemeinschaften bilden, öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Man tut damit zum einen der eigenen Gesundheit etwas Gutes, aber natürlich auch der Umwelt und dem Klima." Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden Gratistickets des Verkehrverbundes und zehn Fahrräder verlost. Die bisherigen Rückmeldungen waren äußerst positiv und so wird überlegt, diese Aktion im nächsten Jahr auch in anderen Diözesen durchzuführen. Der steirische Umweltlandesrat Johann Seitinger unterstützt diese Initiative als sinnvolle Maßnahme im Kampf gegen die Feinstaubbelastung in Graz.

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Zu ihrer persönlichen Definition von Nachhaltigkeit befragt, antwortet Hemma Opis-Pieber: "Nachhaltigkeit ist für mich in erster Linie eine Frage von Gerechtigkeit und in zweiter Linie von Vernunft. Gerechtigkeit deswegen, weil ich es einfach unerträglich finde, was wir unseren Mitmenschen in anderen Ländern - auf deren Kosten wir zu einem Großteil leben, als auch unseren Nachkommen zumuten. Ich hab selber vier Kinder und es ist für mich sehr schmerzlich wahrzunehmen, welchen unnötigen Ballast wir ihnen hinterlassen. Ob das jetzt Atommüll ist, verseuchte Meere oder was auch immer. Nachhaltigkeit ist aber natürlich auch eine Frage der Vernunft: es ist ja auch der eigene Ast, auf dem wir sitzen, die eigene Lebensqualität, die wir durch unser Verhalten schädigen. Für mich ist daher ein vernünftiges Leben ein Leben, das die Dinge im Zusammenhang sieht. Also nicht nur das hier und heute, den eigenen Bauch und nicht weiter als bis zur eigenen Nasenspitze. Für mich gehört daher zu einem vernünftigen Leben, dass wir wahrnehmen, dass wir weltweit alle zusammengehören und dass das, was ich tue, eine Auswirkung auf das Ganze hat und umgekehrt."

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Tipp:

Sie haben die Möglichkeit, bis zu 50% Ihres Kirchenbeitrages beispielsweise für pfarrliche Umweltprojekte zu widmen. Teilen Sie Ihren Wunsch Ihrer Kirchenbeitragsstelle mit bzw. rufen Sie das DialogCenter (0810-820-600) der Diözese Graz-Seckau an. Sie erhalten einen Erlagschein, mit dem Sie ihren Kirchenbeitrag zweckgewidmet überweisen können.

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