Matthias Horx,Verlag Campus, ISBN 3-593-37777-2

Die Frage nach dem Morgen interessiert die Menschen seit Jahrhunderten: Wahrsager, Orakel, Astrologie und viele andere dazu Berufene versuchten und versuchen Menschen diesen Blick zu eröffnen. Mit John Naisbitt ist der Berufsstand der Zukunftsforscher auf eine neue Ebene gehoben worden und Matthias Horx zählt nach Angaben seines Verlages zu den einflußreichsten Trend- und Zukunftsforschern des deutschsprachigen Raumes.

 

Mit seinem neuen Buch "Wie wir leben werden" versucht er anhand von zehn Kapiteln (von der Geburt über Lernen, Liebe und Tod) und einem Epilog in das 22. Jahrhundert einen Blick in die Zukunft zu geben. Anhand von zwei fiktiven Persönlichkeiten, Alya, die in Äthiopien in der "3. Welt" und David, der in der zivilisierten "1. Welt" im Jahr 2000 geboren werden, zeichnet er deren zuerst parallel und dann auch sich immer wieder kreuzenden Weg durch die zukünftigen Jahrzehnte nach. Vieles, das er beschreibt, ist eine Extrapolation bisheriger Entwicklungen, manches ruft die Erinnerung an Science-Fiction-Romane aus den 60'er und 70'er Jahren des 20. Jahrhunderts wach, als man sich die Menschen am Beginn des 21. Jahrhunderts wie die Mannschaft des Raumschiff Enterprises vorstellte. Horx stellt sich im Rahmen des Buches auch die Frage, wie es Menschen vom Anfang des 20. Jahrhunderts ergangen wäre, die plötzlich 100 Jahre in die Zukunft versetzt worden wären: Autos, Mobiltelefone und die Reise mit den Flugzeugen hätten sie wahrscheinlich weniger gewundert als der veränderte Umgang miteinander, als die Änderungen in der Form des Kleidens und der Lebensführung.

Viele Szenarien, die er aufzeigt, erinnern an die bereits erwähnten Science-Fiction-Romane und stellen damit eine Fortschreibung bzw. Verschiebung von herkömmlichen Bildern in die Zukunft dar. Interessant wird es aber dann, wenn er anhand von unzähligen Zitaten und der Aufzählung all dessen, was heute schon praktiziert wird, einen Blick auf mögliche Entwicklungen erlaubt. Hier stellt sich für den kritischen Leser die Frage, die Horx allerdings nicht beantwortet, ob all das, was möglich ist und sein wird, auch gemacht werden soll. Denn die Ethik als der Grundkonsens, auf dem sich unsere Gesellschaft entwickelt, wird es ausmachen, ob wir in einem lebenswerten Umfeld immer älter werden (weil wir notwendige "Korrekturmaßnahmen" wie Klimaschutz, internationale Gerechtigkeit etc. getroffen haben) oder Diener einer Technik werden, die auch heute schon viele Menschen überfordert.

Kommentar

Die Konklusio des Buches: spannend wie ein Science-Fiction-Roman, lesenswert aufgrund des fundierten Aufzeigens dessen, was heute schon möglich ist aber auch "nur" eine Beschreibung einer Zukunft, deren Entwicklung sich nicht vorhersagen läßt.

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