/ Alexander von Schönburg, Rowohlt Verlag, Berlin 2005; ISBN 3-87134-520-2

"Alexander Graf von Schönburg weiß, wovon er spricht, denn er entstammt einer Familie, die rund 500 Jahre Erfahrung im sozialen Abstieg hat." So lautet der Klappentext zu einem Buch, das es im Herbst 2005 im Jahr seines Erscheinens bereits in der zehnten Auflage gab.

Alexander von Schönburg stammt aus einer Familie, deren erste Burg aus dem 10. Jahrhundert in Thüringen steht und die bis ins 18. Jahrhundert die Geschicke des südwestlichen Sachsens beherrschte. 1803 schluckte das Königreich Sachsen das Territorium der Schönburgs endgültig und knapp 150 Jahre später wurde die Familie von den Kommunisten von ihren Schlössern verjagt. Schönburgs Eltern teilten das Schicksal tausender anderer Flüchtlinge ihrer Generation, deren Geschichte beständig bergab ging. Über Ungarn und Österreich flüchtete seine Mutter nach Deutschland, wo sie den Vater Schönburgs heiratete und mit ihm nach Afrika ging. Die Familie des Afrika-Korrespondenten der Deutschen-Welle lebte bis zum Ausbruch der Revolution in Mogadischu und zog dann nach Deutschland zurück.

Zu den Kindheitserfahrung eines sparsamen Lebensstils kam für Alexander von Schönburg die Erfahrung der ersten Kündigung, als bald nach dem Angriff Osama Bin Laden auf New York die Zeitung, in der Schönburg beschäftigt war, die Investitionen ins human capital rückgängig machte und die Personen entließ, die erst in den zwei Jahren zuvor angestellt wurden. Aus eigener Erfahrung meint er nun, dass relatives Verarmen, wenn es mit der entsprechenden Haltung verbunden ist, ein Stilvorteil sein kann. In vierzehn Kapiteln auf mehr als 200 Seiten beschreibt er sehr unterhaltsam, dafür aber um nichts weniger tiefgründig, dass man für Kleidung, Reisen, Wohnung und Auto keine Unsummen ausgeben muss und dass man an Lebensqualität gewinnt, indem man Prioritäten setzt. Er schließt damit an Publikationen an, die in einem bewussten Konsumverzicht, in einer neuen Form der Askese einen Gewinn an Selbstbestimmung und Lebensqualität sehen und damit auch an Glück für den Einzelnen und die Gemeinschaft.

Die Anekdoten über Verwandte und Bekannte aus dem Jet-Set, die man aus der yellow-press kennt, aber auch die persönlichen Anmerkungen, wie er und seine Familie mit ihrer neuen Situation umgingen, regen zum Nachdenken und Hinterfragen an. Statt dem Ausgehen in sündteure Restaurants rät er zur Einladung nach Hause; statt der hohen Monatsgebühr im schicken Fitnessstudio rät er zum Laufen oder zum zu Fuß gehen, wo immer dies möglich ist. Dem teuren All-Inclusive-Urlaub, für den viele Menschen das ganze Jahr sparen, stellt er Nichtfliegen als neues Statussymbol gegenüber. In diesem leicht lesbaren Stil geht es durchs ganze Buch – zurück bleibt Nachdenklichkeit. Nachdenklichkeit darüber, ob er mit seinen Ausführungen nicht doch richtig liegt und die Zukunft in bewussterem Konsum, im Verzicht auf die vielen Dinge liegt, die man scheinbar "tun muss" und "haben muss". Und ob nicht die Entscheidung für weniger Produkte, die eine höhere Qualität haben und länger halten, eine ist, die jede/r von uns treffen kann, bevor wir sie alle aufgrund der ökologischen Situation der Erde treffen werden müssen.


Das Buch ist äußerst lesenswert und transportiert viele Ideen, die 1:1 aus einem "Handbuch des nachhaltigen Life-Styles" stammen könnten. Es tut gut, dass es nicht aus einem moralisierendem Eck geschrieben wurde ("Es ist so schrecklich, ich kann mir meinen Lebensstil nicht mehr leisten ..."), sondern dazu anregt, aus dem Konsumverzicht und dem bewussten Umgang mit Produkten und Dienstleistungen neue Lebensqualität zu ziehen. Und es liegt im Trend mit einer Reihe von Büchern, die sich einem einfacheren Lebensstil verschrieben haben, wie die Bücher von Werner und Marion Küstenmacher ("simplify your life") oder "Die neue Lust an der Askese" von Raimer Gronemeyer. 


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